Lothar Fröhling
Aberglaube, 'Freitag, der 13.'
Rede anläßlich der 9. Jahrestagung des Bundesweiten Arbeitskreises Glücksspielsucht
12./13. November 1998
MicroGlobe, Dipl.-Ing. Lothar Fröhling
WWW: http://www.microglobe.com
E-Mail: lothar.froehling@on-line.de
Rede
Lady d'Arbanville kniete vor ihrem Gatten, der an der getäfelten Tür des gemeinsamen Badezimmers lehnte, heiße Tränen rannen über ihr schönes Antlitz. 'Sprich zu mir!', flehte sie, 'sag etwas!'.
Lange blieb Lord d'Arbanville stumm. Seine Augen schienen den fernen Horizont zu suchen, sanken dann auf seine geliebte Frau hernieder. Ein Seufzer entrang sich seiner Brust: 'Es ist vorbei.'
Wieder eine lange, unendlich erscheinende Pause. Durch das geöffnete Fenster des Bades klang das klagende Lied eines Pirols.
'Was, Geliebter? Was ist vorbei?', frug Lady d'Arbanville.
'Ich habe verloren! Alles verloren! Ich Unglückseliger!' Er bedeckte sein Gesicht mit den so edlen, wohlgeformten Händen.
'Alles? Verloren?' Wie ein Echo kam es zaghaft über ihre kirschroten Lippen.
Fast feindselig starrte Lord d'Arbanville seine junge, schöne Frau an: 'Ja, verloren! Beim Kartenspiel mit Sir Archibald! Und ich hätte es doch wissen müssen! Es war Freitag, der dreizehnte!'
Soweit Hedwig Courths-Mahler, eine der richtungweisenden Schriftstellerinnen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Besser als sie konnten es weder Dostojewskij in 'Der Spieler' noch Ulla Fröhling (übrigens auch an einem Freitag, dem 13. geboren) in ihrem Buch 'Droge Glücksspiel' beschreiben: die unselige Verknüpfung zwischen Spielsucht und den Sternen.
Als ich im Frühjahr dieses Jahres beauftragt wurde, im Rahmen meiner Tätigkeit als Kuriositäten-Sammler, neudeutsch: 'Information-Broker' Informationen unter der Prämisse 'Das Glücksspiel unter besonderer Berücksichtigung des Wochentages oder des Datums' zu beschaffen, war mir nicht klar, auf was für ein weites Feld ich mich da würde begeben müssen: zu zahlreich waren die Informationen.
Es gab Bücher, Abhandlungen und Dissertationen, die das Thema berührten --- ich möchte an dieser Stelle stellvertretend nur einmal das Tagebuch des Engländers Samuel Pepys nennen, der in seinem voluminösen, peinlich genauen Werk (ich zitiere: 'heute wieder harten Stuhl gehabt') für Freitag, den 13. September 1666 anläßlich des 'Großen Brandes von London', der seit dem 2. September wütet, vermerkt: 'Burn ye cards, burn! Mark of the devil, burn!'
Ich kann im Augenblick nur annehmen, daß es Spielkarten und nicht Theaterkarten waren (geschichtlich gesichert ist das keinesfalls, denn im 'Royal Theatre' lief grade 'A Midsummer Nights Dream' von Willy Shakespeare, was der sexuell nach außen hin etwas prüde Pepys als ziemlich anstößig empfand).
Auch Dissertationen der Art 'Das statistisch relevante Auftreten der Pik-Sieben am jeweils Siebenten eines Monats', Institut für Anthropologie und Kybernetik, Bielefeld, 1934, helfen uns trotz der ausführlichen, bebilderten Statistik (394 Seiten, z.T. in Farbe) nicht wirklich weiter.
Was jedem von uns sofort einfällt, wenn von 'Freitag, dem 13.' die Rede ist, sind natürlich die 'Schwarzen Freitage' bei Börsen und Banken. Wie verhält es sich nun damit? Das Geschichtsbuch klärt uns auf:
Der erste Börsencrash fand tatsächlich an einem Freitag statt --- allerdings nicht an einem 13.: Freitag, der 24. September 1869.
Der 'große Crash', an den wir immer denken, war dann ein 'echter' Freitag, der 13.: 13. Mai 1927. An diesem Tag war das Pflaster der Wall-Street für Fußgänger nicht sicher: zu viele Spekulanten stürzten sich nach herben Verlusten aus den Fenstern der Wolkenkratzer und erschlugen harmlose Passanten.
Aber jetzt zu etwas komplett anderem:
Ein kurzes Beispiel aus unserer Rubrik 'Unglaublich, aber bewiesen':
13. Juli 1951: Freitag, der 13.! Es stirbt: Arnold Schönberg (*13.9.1874), österreichischer Komponist, Begründer der Zwölftonmusik. Er war sein Leben lang überzeugt, daß er an einem 13. sterben werde. Da 6 und 7 wiederum 13 ergeben, war er überzeugt, daß er 76 Jahre alt wird. Er stirbt tatsächlich am 13. Juli 1951, 13 Minuten vor Mitternacht, im Alter von 76 Jahren.
Nun denn --- soweit zum Thema self-fulfilling prophecy, selbst-erfüllende Prophezeiung.
An dieser Stelle aber erst einmal der von der Tagungsleitung gewünschte kleine Exkurs, was es mit der '13' und insbesondere mit 'Freitag, dem 13.' auf sich hat:
- Die älteste Deutung ist natürlich die biblische: das Abendmahl --- Jesus plus seine 12 Jünger
- Dann die Zusammenkünfte von Hexen: immer 13. (Nebenbei gefragt: Wie nennt man den 14. Teilnehmer an solch einem Hexen-Konvent? Antwort: 'das Opfer')
- In der Numerologie wird die 13 als die Summe der 10 Gebote plus der Dreieinigkeit angesehen
- Im Tarot ist die 13. Karte der 'Tod', was aber nicht heißt, daß man nun baldigst stirbt, sondern nur, daß einem große Veränderungen in's Haus stehen
Auch heute noch gibt es viele Beispiele für den Aberglauben mit der '13':
- Kein 13. Stockwerk in Hotels, kein Zimmer 13, stattdessen '12A'
- Dann: Ein hübscher Brauch: In manchen Restaurants wird ein 14. Gedeck 'für die Hotel-Katze' aufgelegt, sollte die Gesellschaft aus 13 Gästen bestehen
- Und --last not least-- warum ist grade die Mond-Mission 'Apollo 13' fast gescheitert? Macht einen doch nachdenklich, oder?
Dann der Freitag:
- Wieder die Bibel: Eva soll Adam an einem Freitag verführt haben, dann gibt's da auch noch den 'Kar-Freitag'
- In England und Amerika wurden die Leute früher immer an einem Freitag gehängt; der Freitag hieß daher auch ''Hangman's Day''
- Ein gutes Omen gibt's aber: regnet's am Freitag, scheint die Sonne am Sonntag.
Soweit die Ursprünge.
Es gäbe noch viel zu sagen: zur Rolle der '13' bei den Kreuzrittern oder am französischen Hofe. Aber ich habe mich angesichts der fortgeschrittenen Stunde, Ihrer Müdigkeit und Ihres Hungers entschlossen, mich etwas kürzer zu fassen.
Ich werde statt wissenschaftlicher Darlegungen in den großen Topf der geschichtlichen Ereignisse greifen, mehr oder weniger willkürlich ein paar Ereignisse herausfischen, die an einem Freitag, dem 13. stattfanden und sie einfach mit 'Plus' oder 'Minus' bewerten. Zum Schluß zählen wir einfach alle Plus- und Minuspunkte zusammen und können uns dann ein Bild machen, in welche Richtung uns der Aberglaube führen soll: Ist Freitag, der 13., ein gutes oder ein böses Omen?
OK --- lassen Sie uns anfangen:
Beispiel: Freitag, 13. Oktober 1307: Der französische König Philipp IV., genannt der Schöne, läßt zwecks Sanierung seines maroden Staatshaushaltes alle Personen, die dem Templerorden angehören, wegen Sittenverfalls und Häresie festnehmen, größtenteils auf dem Scheiterhaufen verbrennen und das immense Vermögen des Templerordens konfiszieren.
Fazit: Kein schöner Zug von Philipp, kein so'n guter Tag für die Templer ... Also 'Minus'
Beispiel: Freitag, 13. Dezember 1521: Sixtus V. (gest. 27.8.1590), Papst, geboren.
Fazit: Er stammt aus einfachen Verhältnissen und ist ein eher angenehmer Zeitgenosse: wir haben ihm die Trockenlegung der Pontinischen Sümpfe bei Rom und die Bekämpfung der Kriminalität im Vatikan zu verdanken. Außerdem erklärt er in seiner Bulle 'Christiana Pietas' die Juden zu Freunden. Wertung: definitiv 'Plus'
Beispiel: Freitag, 13. Dezember 1577: Der ehemalige Pirat Francis Drake startet in Plymouth im Auftrag der englischen Königin Elizabeth I. mit der 'Golden Hind' zu seiner Weltumseglung. Zweck: die Welt erkunden (und erobern!), unermeßliche Schätze heimbringen.
Fazit: Francis Drake verdanken wir --wie wir ja alle aus Schulzeiten noch wissen-- die Kartoffel und das Tabakrauchen. Wertung: 'Plus' für Kartoffel, 'Minus' für Tabak.
Beispiel: Freitag, 13. März 1719: Gestorben: Johann Friedrich Böttger (*4.2.1682), dt. Alchimist, Entdecker des ersten europäischen Porzellans.
Fazit: Na, der Junge hat ja wirklich was Positives für uns getan: wenn er nicht wäre, gäbe es keine Sammeltassen und keine spanischen Tänzerinnen aus Meißen, die sich auf Oma's Vitrine drehen ...
Also: Bedauern seines Todes --- 'Minus'
Beispiel: Freitag, 13. Juni 1794: Friedrich Schiller bittet Johann Wolfgang von Goethe in einem Brief um Mitarbeit an der neuen Zeitschrift 'Die Horen' und erhält ein paar Tage später eine Zusage.
Anmerkung: Die Jungs beginnen einen wirklich interessanten, hochgeistigen Briefwechsel. Besonders bekannt und beliebt wurden die Briefe, in denen Schiller Goethe um Rat fragt, wie er sein Arbeitszimmer tapezieren soll.
Also: 'Plus'.
Beispiel: Freitag, 13. Dezember 1816: Werner von Siemens (gest. 6.12.1892), deutscher Ingenieur, Erfinder und Unternehmer, Gründer der heutigen Siemens AG, geboren.
Fazit: Nach seiner --wie wir zugeben müssen: aus der Not der Armut geborenen-- Jugendverirrung (er wurde preußischer Artillerie-Offizier) tat er sich später mit Johann Georg Halske zusammen und entwickelte den Zeiger-Telegraphen undähnlich wertvolle Dinge. Wenn er nicht wäre, hätten wir heute keine Laptops, keine Fahrrad-Dynamos oder †bersee-Telephongespräche. Also: 'Plus'.
Beispiel: Freitag, 13. Januar 1854: Anthony Foss erhält ein Patent auf das Akkordeon
Fazit: Wer je kurz in Fernsehsendungen wie 'Die goldene Hitparade der Volksmusik' oder 'Die Musi kummt' reingeschaut hat, weiß, das so ein Akkordeon zum sofortigen Hörsturz führen kann. Also 'Minus'.
Beispiel: Freitag, 13. November 1868: Gestorben: Gioacchino Rossini (*29.2.1792), ital. Komponist.
Fazit: Der begnadete Schnell-Komponierer. Hier zwei seiner Top-Hits: 'Der Barbier von Sevilla', 'Die diebische Elster'. Seine Bestzeit für eine Oper lagübrigens bei zwei Wochen. Also Trauer um seinen Tod: 'Minus'
Beispiel: Freitag, 13. Januar 1882: Richard Wagner vollendet seine Oper 'Parsival'.
Fazit: Ich hasse Wagner-Opern. 'Minus'
Beispiel: Freitag, 13. Februar 1903: Georges Simenon (gest. 4.9.1989), belgischer Kriminalschriftsteller (das war der mit dem Kommissar Maigret), geboren. Kurz vor seinem Tod kommt seine Autobiographie raus, in der er angibt, mitüber 10.000 Frauen geschlafen zu haben.
Fazit: Wenn das die Wirkung von Freitag, dem 13., ist: 'Plusplusplus!!!'
Beispiel: Freitag, 13. April 1906: Samuel Beckett (gest. 22.12.1989), irisch-französischer Schriftsteller, geboren.
Fazit: Was viele nicht mehr wissen: als sein Theaterstück 'Warten auf Godot' 1952 in Paris uraufgeführt wird, fällt das Stück dermaßen durch, daß zum Schluß ganze drei Besucher im Zuschauerraum sitzen. Also ein Mitleids-'Plus'.
Beispiel: Freitag, 13. Mai 1910: In Norwegen erhalten dieüber 24 Jahre alten Frauen das Kommunalwahlrecht.
Fazit: Damit waren die Norweger in Europa die ersten --- nur weltweitübertroffen von den --na?-- Neuseeländern. 'Plus'
Beispiel: Freitag, 13. Oktober 1916: Der Rat der Stadt Dresden beschließt die Einführung der Katzensteuer zum 1.1.1917. Die Abgabe beträgt pro Jahr 10 Reichsmark für die erste und 15 Reichsmark für jede weitere Katze. Die Steuer ist gedacht als Maßnahme im Kampf gegen unerwünschte Mitesser in den Notzeiten des Krieges.
Fazit: Minus!!! Erst einen idiotischen Krieg anzetteln und dann die armen Katzen drunter leiden lassen!
Beispiel: Freitag, 13. März 1925: Nach einem heute verkündeten Gesetz darf im US-Bundesstaat Tennessee die Evolutionslehre (Mensch stammt vom Affen ab) an Schulen nicht gelehrt werden. Kurz darauf wird eine Lehrerin verklagt, weil sie trotzdem an Schulen diese Theorie gelehrt hat. Es kommt zum berühmten 'Affen-Prozeß'. Ergebnis: die Frau wird verknackt.
Fazit: Wertung: Minus! Das Gesetz reiht sich in seiner Albernheit ein in die berühmte Reihe der Gesetze wie 'Die Erde ist eine Scheibe', 'Die Sonne dreht sich um die Erde' und 'Die Zahl 'Pi' ist per juristischer Bestimmung genau 3' und nicht etwa, wie irgendwelche albernen Mathematiker immer behaupten, 3,14159265358979232846 usw.
Beispiel: Noch einmal --- der Vollständigkeit halber: Freitag, 13. Mai 1927: 'Schwarzer Freitag' an den Börsen der USA; er leitet die Weltwirtschaftskrise ein.
Fazit: Minus! Allein durch Raffgier erzeugt: denüberhöhten Kursen stand keinerlei solides wirtschaftliches Wachstum gegenüber.
Beispiel: Freitag, 13. April 1934: Knapp sieben Jahre nach dem Börsen-Crash leben lt. amtlicher Statistik von heute 4,7 Millionen Amerikaner von der Wohlfahrt.
Fazit: Minus. Siehe Freitag, den 13. Mai 1927
Beispiel: Freitag, 13. November 1936: In England teilt König Edward VIII. dem Premierminister mit, daß er gedenkt, die geschiedene Amerikanerin Mrs. Simpson zu heiraten.
Fazit: Wie man heute weiß, waren ihre Fähigkeiten 'im Boudoir' das ausschlaggebende Argument für Edward. Edward war am Thema 'Sex' sehr interessiert, seitdem ihn eine gewisse Paulette im Mai 1916 (er war grade 21 Jahre alt) während seines Kriegsdienstes in Frankreich in einem Bordell in Amiens 'entknabt' hatte, wobei Edward unter reichlich Alkohol stand. Edward war begeistert und --wie die englischen Zeitungen schrieben-- 'he never looked back'.
Also: 'Plus' für Eddy.
Beispiel: Freitag, 13. März 1942: Der italienische 'Duce' Benito Mussolini verleiht (wieder mal) Goldmedaillen an die fruchtbarsten Mütter Italiens.
Fazit: Mussolini hatte wohl --genauso wie sein Kumpel im Geiste, Hitler-- noch nichts von dem englischen Schriftsteller H.G. Wells gehört, der bereits 1904 den Bischof von Ripon in England mit Hohn und Spott überzog, weil der dauernd das Wort 'Seid fruchtbar und mehret Euch' im Munde führte; Wells fragte ihn öffentlich, ob der 'sehr geehrte Herr Bischof' der Meinung sei, daß --ich zitiere-- 'Kaninchen die Erde beherrschen sollten.'
Also 'Minus'.
Beispiel: Freitag, 13. Oktober 1944: Amerikanische Truppen erobern Aachen. Damit ist der Zweite Weltkrieg endgültig entschieden.
Fazit: Endlich. 'Plus'
Beispiel: Freitag, 13. August 1948: Der Verwaltungsrat des NWDR beschließt mit Einverständnis der Britischen Militärregierung, die Entwicklung des Fernsehens wieder aufzunehmen.
Fazit: Hmmm ... Wenn ich mir das heutige Privatfernsehen so ansehe --- eher 'Minus'
Beispiel: So., 9. Oktober 1955: Erste Ziehung der Lottozahlen.
Kein Freitag, ich erwähne's aber trotzdem, denn:
Die ersteüberhaupt gezogene Zahl ist die 13! Das zwölfjährige Waisenkind Elvira Hahn,übrigens heute noch in Berlin lebend, zieht sie aus der Lostrommel. (Wen es interessiert: die anderen 5 Zahlen (es gab noch keine Zusatzzahl) waren die 3, 12, 16, 23 und die 41.)
Beispiel: Freitag, 13. Januar 1956: Dt. Uraufführung des Films 'Der dritte Mann' von Carol Reed mit Orson Welles.
Fazit: Super-Film, Super-Musik. Definitiv 'Plus'
Beispiel: Freitag, 13. April 1962: Hier in Hamburg wird heute der 'Star-Club' mit der ''Rock 'n' Twist Parade 1962'' eröffnet. Dort spielt in diesen Tagen eine noch rel. unbekannte Band: 'The Beatles'.
Fazit: Wer den Club noch kannte und ihn heute vermißt, weiß: ganz klar 'Plus'
Beispiel: Freitag, 13. Juni 1975: Dt. Uraufführung des Films 'Spieler ohne Skrupel' ('The Gambler'), USA 1974, mit James Caan
Fazit: Na, jeder, der hier im Saal den Filmüber einen Spielsüchtigen gesehen hat, wird mir zustimmen: dickes 'Plus'
Beispiel: Freitag, 13. November 1987: In England wird heute im Fernsehen der BBC erstmals eine Kondom-Reklame gezeigt
Fazit: War die Sensation damals. Obwohl das Ding aufgerollt in Tüte und nicht etwa 'am Mann' gezeigt wurde. Immerhin: mutig, mutig, die 'Tante BBC', also 'Plus'
Beispiel: Freitag, 13. Dezember 1991: Erich Honecker flüchtet in Moskau in die Botschaft Chiles. Chile will ihm jedoch kein Asyl gewähren. Honny muß ein paar Wochen später zurück in die 'Bunzreplik'
Fazit: Tja, das war natürlich der Treppenwitz der Geschichte: Honni als letzter DDR-Flüchtling Also 'Plus'
Soweit also die von mir mehr oder weniger willkürlich herausgegriffenen Ereignisse. Wenn wir nun alle Plus- und Minuspunkte zusammenzählen, kommen wir auf insgesamt 14 Plus und 12 Minus.
Wie meine kleine Schwester früher immer zu sagen pflegte: 'Was lernt uns das?'
Freitag, der 13., ist ein Tag wie jeder andere (als ob ich das nicht vorher gewußt hätte). Mit guten und schlechten, lustigen und traurigen Ereignissen. Wenn also der nächste kommt: machen wir das beste draus wie aus jedem anderen Tag: trockene 24 Stunden!
In diesem Sinne: lassen Sie sich das Abendessen schmecken!
Anhang:
Auf welche Monate fällt in den nächsten Jahren 'Freitag, der 13.'?
ANKOMME FREITAG 13.
Interpret und ©: Reinhard Mey
Es rappelt am Briefschlitz, es ist Viertel nach sieben.
Wo um alles in der Welt sind meine Latschen geblieben?
Unter dem Kopfkissen nicht und auch nicht im Papierkorb,
dabei könnte ich schwören, sie war'n gestern noch dort!
Also dann eben nicht, dann geh ich halt barfuß.
Meine Brille ist weg, liegt sicher im Abfluß
der Badewanne, wie immer, na --, ich seh auch gut ohne
und die Brille hält länger, wenn ich sie etwas schone.
So tapp' ich zum Briefschlitz durch den Flur unwegsam,
fallüber meinen Dackel Justus auf ein Telegramm.
Ich les es im Aufsteh'n mit verklärter Miene
Ankomme Freitag, den 13., um vierzehn Uhr, Christine,
ankomme Freitag, den 13., um vierzehn Uhr, Christine.
La, la, la, la, ...
Noch sechseinhalb Stunden, jetzt ist es halb acht.
Vor allen Dingen ruhig Blut, mit System und mit Bedacht.
Zunächst einmal anziehn, --- halt, vorher noch waschen!
Da find ich die Pantoffeln in den Schlafanzugtaschen.
Das Telefon klingelt: Nein, ich schwöre falsch verbunden,
ich bin ganz bestimmt nicht Alfons Yondrascheck, --- noch viereinhalb Stunden.
Den Mülleimer raustragen, zum Kaufmann gehn,
Kopfkissen neu beziehen und Knopf an Hose nähn.
Tischdecke wechseln, - ist ja total zerrissen,
hat wahrscheinlich der kriminelle Dackel auf dem Gewissen,
und wahrscheinlich war der das auch an der Gardine!
Ankomme Freitag, den 13., um vierzehn Uhr, Christine,
Ankomme Freitag, den 13., um vierzehn Uhr, Christine,
La, la, ...
Zum Aufräumen ist keine Zeit, ich steck alles in die Truhe,
Abwasch, Aschenbecher, Hemden, so, jetzt hab ich Ruhe.
Halt, da fällt mir ein, ich hatte ihr doch fest versprochen:
An dem Tag, an dem sie wiederkommt, wollte ich ihr etwas kochen!
Obwohl ich gar nicht kochen kann! Ich will es doch für sie versuchen!
Ich hab auch keine Ahnung vom Backen und back' ihr trotzdem einen Kuchen.
Ein Blick in den Kühlschrank: drin steht nur mein Wecker
Noch mal runter zum Lebensmittelladen und zum Bäcker.
Rein in den Fahrstuhl und Erdgeschoß gedrückt.
Der Fahrstuhl bleibt hängen, der Dackel wird verrückt.
Nach dreiviertel Stunden befreit man mich aus der Kabine.
Ankomme Freitag, den 13., um vierzehn Uhr, Christine,
Ankomme Freitag, den 13., um vierzehn Uhr, Christine,
La, la, ...
Den Dackel anbinden vor'm Laden, aber mich lassen sie rein,
ich kaufe irgendwas zum Essen und drei Flaschen Wein,
eine Ente dazu, - ich koche Ente mit Apfelsinen, -
für den Kuchen eine Backform, eine handvoll Rosinen.
'Darf's für 20 Pfennig mehr sein? Im Stück oder in Scheiben?'
'Ist mir gleich, ich hab das Geld vergessen, würden sie's bitte anschreiben?'
Ich pack alles in die Tüte. Vorsicht, nicht am Henkel anfassen,
sonst reißen die aus! Na, ich werd schon aufpassen!
Rabatz vor der Tür, der Dackel hat sich losgerissen
und aus lauter Ubermut einen Polizisten gebissen.
Da platzt meine Tüte, es rollt die Lawine
Ankomme Freitag, den 13., um vierzehn Uhr, Christine,
Ankomme Freitag, den 13., um vierzehn Uhr, Christine,
La, la, ...
'Sind sie der Halter dieses Dackels? Bitte mal ihre Papiere!'
Das ist mir besonders peinlich, weil ich Papiere immer verliere.
Ich schimpfe, ich weine, ich verhandle und lache.
'Das kennen wir schon, komm' Se mit auf die Wache!'
Um die Zeit müßte die Ente schon seit zehn Minuten braten, und
ich sitz auf der Wache, und das ausgerechnet heut'.
Dabei hab ich mich so unverschämt auf das Wiedersehen gefreut!
Vielleicht ist sie schon da und esöffnet ihr keiner?
Jetzt ist's 20 nach vier, jetzt ist alles im Eimer!
Da fällt mein Blick auf den Kalender, und es trifft mich der
Schlag:
Heut' ist erst der 12. und Donnerstag.
© der Rede: Lothar Fröhling, 13.11.1998